Chronik

Die Erler Jäger vor der Femeiche beim 25-jährigen Jubiläum 1986
Die Erler Jäger vor der Femeiche beim 25-jährigen Jubiläum 1986

Vom "Musikverein Erle" zu den "Erler Jägern"

1962: Nachwuchsmusiker bei den "Erler Jäger"
1962: Nachwuchsmusiker bei den "Erler Jäger"

Am 26. Juni 1961, Schützenfestmontag beim Vogelschießen an der Vogelstange, als man den musikalischen Darbietungen der anwesenden Kapelle lauschte, kamen Günter Rößmann und Franz Hölting überein, in Erle eine Musikkapelle ins Leben zu rufen. Beide waren seinerzeit bereits musikalisch aktiv; Günter Rößmann in Schermbeck und Franz Hölting in Dorsten. In der Pfarrkirche St. Silvester ließen sie am Sonntag den 2. Juli 1961 von der Kanzel verkünden, dass in Erle eine Musikkapelle gegründet werden sollte und man daher interessierte Musiker suche. Dieser Aufruf blieb nicht ungehört und so trafen sich drei Tage darauf 15 Begeisterte, die nur einen Wunsch hatten: Musizieren. Dazu bedurfte es allerdings auch der Ausbildung, da es kaum fertige Musiker in Erle gab. Franz Hölting war der erste Ausbilder und Dirigent. Er besorgte auch die ersten Mundstücke, auf denen die angehenden Musiker zunächst ohne Instrumente ihren „Ansatz“ trainieren konnten und mussten.

An den Übungsabenden wurden zuerst nur Noten gelernt bis jeder diese sowie sämtliche Zeichen konnte. Kurz darauf erhielten die Musiker mit Wilhelm Brünting einen neuen Dirigenten, der die musikalische Ausbildung der Musiker mit einem dreimonatigen Kursus vorantrieb. Auf einer Versammlung wurde der sogennate „Musikverein Erle“ in „Erler Jäger“ umbenannt, wobei Herr Brünting durch seine Liebe zur Jagd bei der Namensfindung Pate stand.

Bis zum Jahresende meldeten sich noch zehn weitere Personen, die in den Verein aufgenommen wurden, sodass am Jahresende 25 Mitglieder dem Verein angehörten, darunter 6 Jugendliche, die noch in der Schule waren. In den Anfängen konnte man sich das Instrument, das man erlernen und spielen wollte nicht aussuchen; es wurde vorbestimmt, damit möglichst schnell ein harmonischer Klangkörper entstehen konnte. Der erste öffentliche Auftritt fand in der Frühmesse am 1. Weihnachtstag 1961 mit dem Lied „Stille Nacht“ statt.

Weitere Auftritte, die nun fort an jährlich begleitet werden durften, waren unter anderem die Fronleichnamsprozession und die Wallfahrt nach Kevelaer. Später folgten dann die Nikolausumzüge in Erle, Gahlen, und Dorsten-Hardt, Frühschoppenkonzerte zum Schützenfest, das Sommerfest des Kolping, das Turmfest zur Wiederherstellung des historischen Kirchturmhelms und weihnachtliche Ständchen in verschiedenen Teilen der Gemeinde.

In fiff Joahr hörse nix me dovan

Damasl schon dabei: Hermann Heidermann (links) mit Helikon
Damals schon dabei: Hermann Heidermann (links) mit Helikon

Zur damaligen Zeit gab es nur sehr wenige Vereine in Erle und in der Landwirtschaft war noch viel harte Handarbeit angesagt. In den Anfängen der Erler Jäger musizierten nur Männer; Frauen blieben zu Hause; ein Fakt der sich heute grundlegend geändert hat. Durch mühevolle Arbeit wurde nach den ersten Anfängen Nachwuchs an die Musik herangeführt. Trotzdem wurde den „Erler Jägern“ seinerzeit eine nur geringe „Überlebenschance“ eingeräumt. „In fiff Joahr hörse nix me dovan, dann is dat tröten wall wehr an´t ende“. Jedoch wurde die Arbeit besonders durch den engagierten Einsatz von Heinz Wachtmeister (Trompete), Werner Brand (Klarinette, Saxophon) und Herman Heidermann (Tuba) fortgeführt. Währenddessen verpflichtete man verschiedene Dirigenten, welche den angehenden Musikern das nötige Rüstzeug und den musikalischen Feinschliff zu vermitteln. Auf Wilhelm Brünting folgten Karl Moff, Otto Heyn und schließlich Siegfried Jarzinka, vielleicht besser bekannt unter dem Namen „Fietsche“.

10-jähriges Bestehen der Erler Jägerkapelle
10-jähriges Bestehen der Erler Jägerkapelle

Diese folgenden Personen sind auf dem Foto beim 10-jährigen Jubiläum zu sehen:

Untere Reihe v. L. n. R. : Erwin Tautz, Siegfried Jorzinka, Jürken Pliska, Otto Heyn (Kapellmeister), Hubert Henneböhl, Norbert Gerdes, Bruno Gogoll

Obere Reihe v. L. n. R.: Hubert Fortmann, Günter Roßmann, Karl-Heinz Jüttner, Hermann Heidermann, Werner Brandt, Heinz Wachtmeister, Hermann Börger, Franz-Kleine Bußmann

Festumzug beim Erler Schützenfest
Festumzug beim Erler Schützenfest

Tanz und Unterhaltung mit den Erler Jägern

Erler Jäger  - Tanz und Unterhaltung
Erler Jäger - Tanz und Unterhaltung

Irgendwann kam der Gedanke, sich an die Tanzmusik zu wagen. In Dorsten gab es bereits die „Dorstener Bergwerkskapelle“, die sich durch ihr Spiel in der Tanzmusik einen Namen gemacht hatte; warum sollte sich das bei oder mit den „Erler Jägern“ nicht auch realisieren lassen.  Und richtig: Erst durch die Tanzmusik wurde der Name der Kapelle  über die Grenzen von Erle hinaus bekannt. So spielten die „Erler Jäger“ auf Hochzeiten und vielen diversen anderen Anlässen. Die erste Hochzeit, auf der die „Erler Jäger Tanzmusik machten, war die Hochzeit von Grotendorst in Overbeck, dem Elternhaus unseres heutigen Bürgermeisters. Hauptbetätigungsfeld der Tanzmusik aber waren die Schützenfeste hier und in umliegenden Gemeinden. Auf den bis zu 13 Schützenfesten im Jahr, auf denen die Kapelle zum Tanz aufspielte, wurde aber auch zwischendurch vom Publikum noch gesungen, und zwar: „Die Musik hat Schlaf“. Das kam daher, dass meistens nur  3-4 oder auch mal 5 Lieder am Stück gespielt; dann wurde wieder eine Pause eingelegt, damit man sich mal wieder unterhalten konnte.

"Die Erler Jäger sind aus dem Koma erwacht!"

Werner Brand und Heinz Wachtmeister mit den Erler Jägern beim Schützenfest 1999
Werner Brand und Heinz Wachtmeister mit den Erler Jägern beim Schützenfest 1999

Im Jahr 1986 feierten die Erler Jäger ihr 25-jähriges Jubiläum. Bald wurde jedoch allen klar: Die starke Konzentrierung auf die Tanzmusik zeigte negative Folgen. Die Jugendarbeit und Ausbildung neuer Musiker wurde vernachlässigt. 1989 verabschiedeten sich die „Erler Jäger“ dann von der Tanzmusik und spielten das vorerst letzte Schützenfest. Man spielte nur noch in kleinerer Besetzung die Fronleichnamsprozession, die Wallfahrten in Kevelaer und Weihnachten.

 

1995 auf dem Schützenfest zum 100-jährigen Bestehen des allgemeinen Bürgerschützenvereins von Erle verkündete Werner Brand dann: „Die Erler-Jäger sind aus dem Koma erwacht“, und es wurde begonnen sich wieder der Nachwuchsausbildung zu widmen. Zu der Zeit war in Erle bereits die „Bläsergruppe St. Silvester“ sehr erfolgreich in Sachen Nachwuchsarbeit tätig und hatte das „Jugendblasorchester St. Silvester Erle“ auf die Beine gestellt. In mehreren Treffen zwischen der Bläsergruppe und den „Erler Jägern“ mit dem Vorsitzenden Ludger Grömping kam man schlussendlich im Jahr 2005 überein, beide Gruppierungen zum Wohl der Musik und der Nachwuchsarbeit miteinander zu  verschmelzen. Kurz danach sind unsere jährlichen Probewochenenden gestartet worden, die bis heute den Vereinszusammenhalt stärken und sich bei den Musikern großer Beliebtheit erfreuen. Zur selben Zeit übernahm Ulli Meyering die Leitung des Orchesters, bis Alexander Kleer als Dirigent verpflichtet wurde.  

 

Im April 2014 wurde die langjährige erste Vorsitzende Hannah Nießing in den Vorstand gewählt und Oliver Göttlich (geb. Jahnich) übernahm die musikalische Leitung des Orchesters. Mit der Jahreshauptversammlung im Jahr 2022 hat ein Vorstandswechsel stattgefunden. Seitdem engagiert sich der bisherige zweite Vorsitzende Tim Heistermann als erster Vorsitzender und Sophie Schlüter übernimmt als neues Vorstandsmitglied den Posten der zweiten Vorsitzenden.

Die Erler Jäger widmen sich wieder verstärkt der Jugendarbeit